Zittau

Geschichte der Synagoge

Im Mittelalter gab es in Zittau zunächst eine jüdische Bevölkerungsgruppe. Nach mehrfachen Vertreibungen im 14. Jahrhundert blieb ihr das Siedlungsrecht innerhalb der territorialen Zugehörigkeit zu Böhmen, später zu Sachsen über Jahrhunderte verwehrt.1 Erst im 19. Jahrhundert durften Jüdinnen und Juden in Zittau sesshaft werden.2 Es erfolgte erst dann eine bürgerliche Gleichstellung und eine verstärkte Zuwanderung.3 1880 gründete sich die erste Religionsgemeinde, die formal 1885 anerkannt wurde.4 Zunächst nutzte die Gemeinde private Betstuben, aber der Bedarf an einer Synagoge wuchs.5 Aus finanzieller Not beschloss die Gemeindeversammlung eine Synagoge zu mieten. Hierbei wurde das Gebäude auf Kosten des Vermieters gebaut und von der jüdischen Gemeinde gemietet.6 Der Bau der Synagoge erfolgte 1906 auf dem Gartenareal des Grundstückes Lessingstraße 12 und sie wurde noch im selben Jahr geweiht.7

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es zu Verhaftungen und Diskriminierungen der jüdischen Bevölkerung, einige Familien wanderten aus. In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge angezündet und am nächsten Tag gesprengt.8

Nach der Verfolgung im Nationalsozialismus gab es in Zittau nahezu keine jüdische Bevölkerung mehr. Das Areal der ehemaligen Synagoge wurde nicht wieder bebaut. 1988 beantragte eine unabhängige Friedensgruppe die Anbringung einer Gedenktafel am Vorderhaus des Grundstückes, auf dem die Synagoge einst stand.9 Die Tafel wurde 1989 realisiert.

Nach 1989 gründeten sich in Zittau mehrere Initiativen, die sich für die Forschung und Vermittlung der jüdischen Geschichte von Zittau einsetzen. Maßgebend war hierbei das soziokulturelle Zentrum „Hillersche Villa“.10

  • [1] Vgl. Hartstock, Erhard: Geduldet, angesehen und verfolgt. Bautzen 1998, S. 13.
  • [2] Vgl. ebenda, S. 15.
  • [3] Vgl. ebenda, S. 50.
  • [4] Vgl. Griebel, Katrin: Spuren jüdischen Lebens in Zittau. Bautzen 1998, S. 154.
  • [5] Vgl. Hartstock 1998 (wie Anmerkung 1), S. 52.
  • [6] Vgl. ebenda. S. 56.
  • [7] Vgl. ebenda. S. 56.
  • [8] Vgl. Ristau, Daniel: Bruch/Stücke. Die Novemberpogrome in Sachsen 1938. Leipzig 2018, S. 73.
  • [9] Vgl. Hillersche Villa: Jüdischer Friedhof. Online (10.07.2024).
  • [10] Vgl. Hillersche Villa: Geschichte der Juden in Zittau. Online (10.07.2024).
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Darstellung der Synagoge

Es liegt eine Postkarte mit der Synagoge als Einzelmotiv vor. Das Motiv wurde von Südwesten, wahrscheinlich vom Eckhaus Lessingstraße / Theodor-Korselt-Straße1 angefertigt.

Auf Postkarten mit Totalansichten der Stadt Zittau ist das Gebäude nicht sichtbar, da diese in der Regel von Nordwesten mit dem Fokus auf der Johanneskirche angefertigt wurden. Da sich die Synagoge baulich in einem Garten hinter einer Gebäudezeile befand, umgeben von diversen anderen größeren Gebäuden, war sie als Einzelgebäude kaum sichtbar.2 Ausnahmen finden sich in den Perspektiven von der Marienkirche3 in Richtung Stadtzentrum und in der Perspektive von der Johanneskirche zur Marienkirche, in welcher die Synagoge, wenn auch sehr klein, ab 1906 bis zu ihrer Zerstörung konstant sichtbar war.

  • [1] Georgstraße, Bezeichnung bis 1946.
  • [2] Vgl. Stadtarchiv Zittau, VII-I/15-Nr.3-Bd.1-F.3573, unbek. Verf.: Zeichnung zu einem Betsaal für die hiesige israelitische Gemeinde auf dem Grundstück des Herrn Bäckermeisters Franz Dominik. 22. Feb. 1906. Kopie.
  • [3] Mariä Heimsuchung, genaue Bezeichnung.
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