Ausgangspunkt des Projektes
Das Projekt "Die Bilder kommen zurück" entstand im Zusammenhang mit Recherchen zu ehemaligen jüdischen Friedhöfen der Stadt Ústí nad Labem in der Tschechischen Republik. Dabei fiel mir eine Diskrepanz auf: Obwohl die Synagoge vom Aussichtspunkt "Větruše", von wo nahezu alle historischen und kommerziellen Totalansichten der Stadt angefertigt wurden, perspektivisch in der ersten Reihe der Stadtsilhouette stand, war sie auf Postkarten wenig dargestellt. Um diesen Eindruck zu überprüfen, habe ich 2020 begonnen, Postkarten und Fotografien mit Stadtansichten von Ústí nad Labem zu sammeln. Hierbei bestätigte sich der erste subjektive Eindruck. Die Synagoge von Ústí nad Labem ist auf Ansichtskarten oft verstellt, beschnitten oder nicht sichtbar. Parallel dazu habe ich ab 2022 vergleichsweise Postkarten aus Dresden und Görlitz sowie den tschechischen Städten Teplice und Děčín gesammelt.
Wichtigste Ergebnisse
In der direkten Gegenüberstellung ist die Synagoge von Teplice ein nahezu gleichberechtigtes Bildmotiv auf Postkarten zu allen anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Außerdem wird das Bauwerk in unterschiedlichen Perspektiven und Ansichten dargestellt und erscheint als eigenständiger Bildtopos. Die unterschiedlichen Ursachen liegen – stark zusammengefasst – in der längeren konstanten Siedlungszeit der jüdischen Bevölkerung, ihrer größeren Gleichberechtigung, der finanziellen Stärke der jüdischen Gemeinde sowie dem signifikanten Standort, dem Volumen bzw. der Größe des Synagogenbaus. Diese Punkte spielen auch in der Darstellung der Synagogen auf Karten von Dresden und Görlitz eine wesentliche Rolle. Es liegen für beide Städte solitäre Einzelbilder vor, aber die Synagogen waren und sind städtebaulich in einer Randlage, von anderen Bauten umgeben oder stehen in Konkurrenz zu Bauwerken. Dadurch waren und sind die Synagogen von Dresden und Görlitz in Stadtansichten weniger oder gar nicht sichtbar. Im Fall der Synagogen von Ústí nad Labem, Děčín und Zittau beeinträchtigt ihre mittlere Größe am stärksten die Sichtbarkeit der Synagogen auf Postkarten.
Zur Sammlung und Intention
Alle hier vorliegenden Motive bilden einen Auszug aus meiner Sammlung von Postkarten der Synagogen von Ústí nad Labem, Děčín, Dresden, Görlitz Teplice und Zittau. Ich sehe sie als Ergänzung zu gängigen Archiven mit klassischer Katalogisierung und Kategorisierung, in denen zu meiner Ausgangsfrage nach der Sichtbarkeit der Synagogen kein oder kaum Befundmaterial vorliegt. Darüber hinaus ist die Sammlung im Kontext der jeweiligen Stadtgeschichte relevant und auf die Darstellung vieler ehemaliger Synagogen im heutigen Bereich der Bundesrepublik, der Tschechischen Republik und Polens übertrag- und anwendbar.
Mir ist es wichtig, ein Bildarchiv zu den ehemaligen und heutigen Standorten der Synagogen zu schaffen, das die Geschichte dieser Orte nachzeichnet und sichtbar macht.